Messerschmitt AG
Augsburg
Me 109 mit V-Leitwerk
Versuchs-Bericht
Nr. 109 08 E 43
Abt. Flugerprobung
Gruppe
Eigenschaft.
Datum 5.5.43
Ausfertigung 3

 

Anlass:
S-Anweisung 2877 Nachtrag 1 vom 18.2.43 (Forderung von Herrn Prof.Messerschmitt)

Versuchsdurchführung:
Das V-Leitwerk (Zeichng.Nr. AZ 17142 und 17143) wurde an dem Versuchsträger Me 109 W.Nr. 14003 angebaut und hinsichtlich des Einflusses auf die Flugeigenschaften, Ruderwirkung und Start- bzw. Landeverhalten untersucht.

Ergebnis:
Das Startverhalten ist im Gegensatz zur 109 mit Normalleitwerk schwieriger geworden. Die Maschine besitzt die Tendenz, beim Hochnehmen des Schwanzes sehr heftig nach links auszubrechen und kann nur mit vollem Seitenruderausschlag dirigiert werden. Es hat den Anschein, dass auch eine Vergrösserung des Seitenruderausschlages keine Besserung des Startverhaltens bringt. Die Stabilitäten um die Hoch- und Querachse sind unzureichend. Die Flugeigenschaften, sowie Ruderkräfte und Ruderwirkungen gleichen im grossen und ganzen denen der normalen Me 109, nur die Seitenruderkräfte sind geringer, wurden aber durch Federvorbelastung und festgelegtem Flettner auf ein normales Maß gebracht. Im Kunstflug unterscheidet sich das V-Leitwerk in Bezug auf die Ruderwirksamkeit nicht von der normalen 109, lediglich die schwache Stabilität macht sich unangenehm bemerkbar. Geschwindigkeitsmässig bringt das V-Leitwerk einen Gewinn von 2,5 km/h, bei sauberer Ausführung des Leitwerkes wird der Unterschied wahrscheinlich noch etwas grösser werden.

 

Sachbearbeiter
Kalinowski

Flugzeugführer
Wendel
Baur

SeitenText 11

Kurvenblätter -

Tabellenblätter -

Bildtafeln 1

Auftragsnummer 109 02 135

Laufende Nr. 1111

Erprobungsträger 109/14003

Erprobungszeit Febr.März
1943

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -2- Ausfertigung

 

Startverhalten.
Beim Start fällt als sehr unangenehm auf, dass mit Abheben des Spornes vom Boden eine ruckartige Drehung nach links um die Hochachse verbunden ist. Man kann diese Drehung nur durch vollen Seitenruderausschlag nach rechts einigermassen beherrschen. Für einen normalen Truppenpiloten dürfte diese ruckartige Ausbrechtendenz sehr unangenehm sein. Da die jetzigen Sollausschläge des Seitenruders aus konstruktiven Gründen nicht ganz erreicht wurden (Werte siehe Abb. 4) kann eventuell an Ruderwirkung noch gewonnen werden. Für den Fall des ruckartigen Ausbrechens wird allerdings der vergrösserte Seitenruderausschlag keine Besserung bringen, da es sich um eine plötzliche Drehung um die Hochachse handelt ist die Beherrschung von der Reaktionszeit des Flugzeugführers abhängig und es kommt nicht so sehr auf den erreichbaren Ruderausschlag an.

Durch den grossen Seitenruderausschlag nach rechts während des Startes (bedingt durch Motordrehmoment und Schraubenstrahl) wird wie auch aus Abbildung 1 hervorgeht ein grosses Rollmoment um die Längsachse frei. Um diesen Rollmoment auszugleichen, muss ein verhältnismässig grosser Querrudergegenausschlag (Knüppel nach rechts) gegeben werden. Dieser grosse Querruderausschlag während des Startes ist für den normalen Flugzeugführer sehr ungewohnt und führt zu einer Erschwerung des Startes.

Eigenschaften während des Fluges:
Die Flugeigenschaften sind bis auf einige Kleinigkeiten genau die der normalen Me 109. Die Schieberollmomente erscheinen gegenüber der Normalausführung etwas grösser bis gleichgross. Theoretisch müssen die Schieberollmomente beim V-Leitwerk im Gegensatz zum Normalleitwerk kleiner sein, da Dämpfung und das links drehende Moment beim Ruderausschlag links grösser sind als beim Normal-Leitwerk (siehe auch Abbildung 1). Die Schiebelängsmomente sind etwas geringer als bei der normalen 109.

Die Stabilität um die Hochachse macht bei kurzer Betrachtung einen ausreichenden Eindruck, bei genauerer Untersuchung erweist sich die Stabilität als zu gering. Bei böigem Wetter führt die Maschine bei losem als auch mit festem Ruder starke Pendelbewegungen aus. Das Ruder macht dabei (Ruder lose) keine Eigenbewegungen. Die ersten Flüge wurden mit einer Flettnerübersetzung 1:1, die weiteren mit festgelegtem Flettner durchgeführt.

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -3- Ausfertigung

 

Die Stabilität ist durch Festlegung des Flettners nicht merklich besser geworden. In Abbildung 2 ist ein Vergleich des normalen Seitenleitwerkes mit dem V-Leitwerk aufgezeichnet. Es ist zu beachten, dass die Fläche des V-Leitwerkes doppelt zu nehmen ist. Genaue Zahlenvergleiche sind aus der Aufstellung Blatt 5 zu entnehmen.

Die Stabilität um die Querachse (indifferent bis leicht instabil bei 25%) obwohl das V-Leitwerk in seinen Abmessungen nach dem normalen Höhenleitwerk der 109 entworfen wurde, wie auch aus Abbildung 3 und den auf Blatt 5 aufgeführten Abmessungen hervorgeht.

Da die Stabilitäten sowohl um die Hoch-, wie auch um die Querachse unzureichend sind, kann durch eine änderung der V-Stellung (jetzt 35° gegen horizontale Ebene) keine Besserung erreicht werden. Um die Stabilitäten in Ordnung zu bringen, müsste eine Leitwerksvergrösserung vorgenommen werden.

Kunstflugeigenschaften:
Im Kunstflug unterscheidet sich die Me 109 mit V-Leitwerk in Bezug auf Ruderwirkung gegen die normale 109 nicht. Die mangelnde Stabilität um die Hoch- und Querachse mach sich dagegen unangenehm bemerkbar. Beim fliegen einer gesteuerten Rolle wirkst sich die unzureichende Stabilität derart aus, dass sie beim ersten Mal meistens nicht einwandfrei gelingt.

Ruderwirkungen:
Die Höhenruderwirkung reicht aus, um bei einer Schwerpunktlage von 18% einer Höhenflosseneinstellung von 0° und einem Fluggewicht von 2800 kg Dreipunktlandungen durchzuführen. Da die Flossenstellung bis -5° reicht, wird die Ruderwirkung auch bei vordersten Schwerpunktlagen und höchsten Fluggewichten für Dreipunktlandungen ausreichen.

Die Seitenruderwirkung ist in allen Flugzuständen ausreichend. Bei Überlagerung von Höhenruder- und Seitenruderausschlag, wie es beim Slippen im Landegleitflug mit ausgefahrenen Landehilfen der Fall ist, reicht die Höhenruderwirkung zum Aufrichten der Maschine bei vollem Seitenruderausschlag nicht aus. Aber die Sollausschläge des Höhen- und Seitenruders bei der Versuchsausführung des Leitwerkes nicht voll erreicht wurden (siehe Abb. 4) wird diese Beanstandung bei vollen Ruderausschlägen wahrscheinlich nicht mehr auftreten.

Ruderkräfte:
Die Seitenruderkräfte sind bei den ersten Flügen zu klein gewesen (vor allem um die 0-Lage), es wurden deshalb die Seitenruderpedale mit Federn vorbelastet und danach auch noch die 1:1 angeschlossenen Flettner festgelegt. Nach diesen Massnahmen waren die Seiten- und Höhenruderkräfte einigermassen aufeinander abgestimmt. Die Höhenruderkräfte wurden allerdings teilweise als etwas zu gross beurteilt.

- 4 -

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -4- Ausfertigung

 

Da die Höhen- und Seitenruderkräfte des V-Leitwerks im allgemeinen kleiner als die des normalen Leitwerkes waren, wurde zwecks Abstimmung der Querruderkräfte auf die Höhen- und Seitenruderkräfte ein Querruder mit Flettner verwendet. Die Ruderkräfte waren danach gut aufeinander abgestimmt.

Landeverhalten:
Das Landeverhalten hat sich gegenüber dem Normalleitwerk nicht geändert. Da das V-Leitwerk gewichtlich schwerer als das Normalleitwerk ausgefallen ist, konnten nur Schwerpunktlagen bis 18% erflogen werden.

Allgemeine Erkenntnisse:
Da das V-Leitwerk gegenüber dem Normalleitwerk nur einen Geschwindigkeitsvorteil von 2,5 km/h (siehe auch Bericht 109 04 L 43) gebracht hat, aus Stabilitätsgründen aber eine Vergösserung des Leitwerkes gefordert wird, dürfte, auch wenn man die schlechte aerodynamische Ausführung des jetzigen V-Leitwerkes und die schlechte Antennenbefestigung berücksichtigt, der Geschwindigkeitsgewinn des V-Leitwerkes wieder ausgehoben werden. Es müsste dann genau untersucht werden, ob eventuell durch die Anordnung eines V-Leitwerkes in Hinsicht auf die Bewaffnung (Schussfeld nach hinten), Fertigungsvereinfachnung, (beide Leitwerkshälften können bei geschickter Konstruktion gleich ausgeführt werden) oder evtl. auftretender Gewichtsersparnisse Vorteile erreicht werden können.

 

++ gehört noch zu Startverhalten.

Die ruckartige Drehung um die Hochachse beim Hochnehmen des Spornes wird wahrscheinlich vom Bodeneinfluss herrühren Die Strömung am Boden wird durch den Luftschraubenstrahl weniger abgelenkt als die Strömung in einem grösseren Abstand vom Boden. Durch hochnehmen des Leitwerkes kommt das V-Leitwerk nun in die stärker abgelenkte Strömung und es tritt infolgedessen eine plötzliche Seitenkraft auf, die das Flugzeug um die Hochachse wegdrehen lässt. Beim normalen Leitwerk wird dieser Einfluss wahrscheinlich nicht so gross sein.

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -5- Ausfertigung

 

Vergleich der Leitwerksabmessungen von Normal- und V-Leitwerk.

Als Profil wurde von dem V-Leitwerk ein NACA 0010-1,1-30 verwendet. Die Abmessungen des V-Leitwerkes wurden so bemessen, dass die Flächen des normalen Höhenleitwerkes den anteilmässigen Flächen des V-Leitwerkes bei einer V-Stellung 35° entsprechen. Die anteilmässige Seitenruderfläche des V-Leitwerkes ist dementsprechend grösser, als die des normalen Leitwerkes, wie aus dem untenstehenden Zahlenwerten genau hervorgeht.

Die Flettnerabmessungen sind nicht mitberücksichtigt, da die Flettner ja nach den ersten Flügen festgelegt wurden.

Die Sollruderwinkel und erreichten Ruderwinkel, sowie der Verstellbereich der Flosse des V-Leitwerkes sind aus Abbildung 4 zu ersehen.

V-Leitwerk+ (Leitwerksflächen ohne Rumpfanteil).

Ges.Fläche:
anteilm. Fläche
f.Seitenleitw.
anteilm.Fl.
f.Höhenleitw.
Ges.Leitwerk:
2,81 m²
1,61 m²
2,30 m²
Ruder:
1,01 m²
0,579 m²
0,827 m²
Flosse:
1,80 m²
1,03 m²
1,475 m²

+Werte gelten nur für eine V-Stellung von 35°

Normal-Leitwerk.

Ges.Leitwerk: 3,505 m²
Höhenleitwerk: 2,20 m² H'Ruder: 0,360 m² H'Flosse: 1,84 m²
Seitenleitwerk: 1,305 m² S'Ruder o.
Horn:
0,551 m² S'Flosse: 0,699 m²
S'Ruderhorn: 0,055 m²

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -6- Ausfertigung

 

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Bild 1
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Bild 2
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Bild 3

 

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -7- Ausfertigung
   
Abschrift FEH/Dai.
 
Flugbericht Nr.870/268
Flugzeugführer
B a u r

BF 109, W.Nr.14003, VJ + WC

Aufgabe:
Leitwerkserprobung.

Zustand des Flugzeuges:
V-Leitwerk
Flettnerübersetzung etwa 1 : 0,8
G = 2800 kg
S = 26%

1. Flug am 21.1.43

Ergebnis:
Der Start mit Halbgas ging über Erwarten gut. Zum Geradeaushalten wurden die Radbremsen mitbenutzt. Höhenruderkräfte sind sehr klein. Seitenruderkräfte im Verhältnis zu Quer- und Höhenruder sind viel zu gering. Man kommt infolgedessen leicht zu Pendelbewegungen um die Hochachse. Vorschlag: Künstliche Vergrösserung der Kräfte durch Einbau einer Feder ins Seitenrudergestänge. Querruderkräfte sind viel zu hoch. (Stückbeanstandung). Zum Nachfliegen wäre Anbau der mit Flettner versehenen und erprobten Querruder ratsam. Stabilität um Querachse im Reiseflug knapp, im Steigflug indifferent. Stabilität um Hochachse vorhanden: Bei Störung durch Seitenruderausschlag um etwa eine Wendezeigerbreite kommt das Flugzeug nach 6 - 8 Halbschwingungen zur Ruhe. Schieberollmomente scheinen grösser als beo 109-normal (Täuschung infolge geringer Seitenrunderkräfte möglich). Schiebelängsmomente treten nicht so stark auf wie bei 109-normal. Wirksamkeit der Höhenflosse schwächer als bei Me 109-normal.

2. bis 4. Flug am 25. u. 26.1.43

Geändert:
In das Seitenrudergestänge Federn zur Erhöhung der Fusskraft eingebaut. Federdiagramm: S = 28%

-2-

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -8- Ausfertigung
   
 
Zu Flugbericht Nr.870/268

 

Ergebnis:
Bei S = 28% ist die Stabilität um die Querachse indifferent. Die Stabilität um die Hochachse ist bei der üblichen Prüfmethode mit stabil zu bezeichnen. Beim Schnellflug über Va = 500 km/h ist zeitweise ein Pendeln bis zu einer halben Wendezeigerbreite bei festem Ruder zu beobachten. Die Abstimmung der Ruderkräfte macht durch künstliche Erhöhung der Seitenruderkräfte einen günstigeren Eindruck. Geradeaushalten beim Start ist bei Vollgas mit Seitenruder allein gerade noch möglich. Beim Schwanzhochnehmen tritt ein heftigeres wegdrehen nach links auf als bei der normalen 109.

5. Flug am 27.1.43

Geändert:
Höhenruderflettner festgelegt.

Ergebnis:
Die Höhen- und Seitenruderkräfte sind im richtigen Masse grösser geworden. Wenn die Querruderkräfte noch kleiner werden, ist die Abstimmung der Kräfte in Ordnung. Es muss allerdings abgewartet werden, ob bei mehr S-Vorlage die Höhenruderkräfte nicht zu gross werden. Die statische Stabilität muss nach diesem Flug als zu schwach bezeichnet werden. Bei böigem pendelt das Flugzeug mit festem Ruder bis zu drei Wendezeigerbreiten um die Hochachse und kommt von selbst nicht zur Ruhe. Schieberollmomente sind in derselben Grössenordnung wie bei 109-normal. Beim Einleiten einer Kurve mit Seitenruder ist nach genauem Beobachten tatsächlich ein Rollmoment nach der falschen Seite festzustellen. Es wirkt sich allerdings keineswegs störend aus.

Augsburg, den 27.1.43
FEP/Br/He.

Erprobungsleiter
Caroli
Flugbetriebsltg. V.:
Baur

N.B.: Durchschlag am 29.1.43 an H. Prof. Messerschmitt

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -9- Ausfertigung
 
Abschrift FBH/Dei.
 
Flugbericht Nr.869/269
Flugzeugführer
W e n d e l

BF 109, W.Nr.14003, VJ + WC

Aufgabe:
Leitwerkserprobung

Zustand des Flugzeuges:
V-Leitwerk
Flettnerübersetzung: 1:1
G = 2800 kg
S - Start = 27%
S - Landg. = 25%

Ergebnis:
Das Geradeaushalten beim Start ist schwieriger geworden. Nachdem anfänglich bei tiefem Schwanz fast ohne Seitenruderausschlag geradeaus gerollt werden kann, setzt plötzlich beim Hochkommen des Schwanzes ein Wegdrehen nach links ein, welches nur mit vollem Seitenruderausschlag aufgehalten werden kann. Selbst wenn der Seitenruderausschlag vergrössert und somit noch Reserve geschaffen wird, ist sehr wahrscheinlich der Start trotzdem noch schwieriger, weil bei der Me 109 mit Normal-Leitwerk dieses plötzliche Wegdrehen beim Schwanzhochnehmen nicht vorhanden ist.

Stabilität:
Längsachse: Indifferent bis leicht instabil.
Hochachse: Ausreichend stabil.

Schiebelängsmomente:
Etwas geringer als bei Me 109 normal.

Ruderkräfte:
Seiten- und Höhenruder in Ordnung, aber kleiner als früher. Die Querruderkräfte müssen herabgesetzt werden, um eine saubere Abstimmung zu erzielen.

Ruderwirksamkeit:
Bei dieser Schwerpunktlage ausreichend.

Augsburg, de 27.1.43

Erprobungsleiter
Caroli
Flugbetriebsltg. V.:
Baur
Flugzeugführer
Wendel

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski


Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -10- Ausfertigung
 
Abschrift FBH/Dei.
 
Flugbericht Nr.871/269
Flugzeugführer
W e n d e l

BF 109, W.Nr.14003, VJ + WC

Aufgabe:
Leitwerkserprobung

Zustand des Flugzeuges:
Wie Flug vorher aber Flettner festgelegt.

Ergebnis:
An diesem Tage war stark böiges Wetter. Dabei führte die Maschine mit losem und festgehaltenem Seitenruder ziemlich starke Pendelbewegungen um die Hochachse durch. Das Ruder selber machte dabei (bei losgelassenem Ruder) keine Bewegung. Die statische Stabilität um die Hochachse ist also ebenso wie die statische Stabilität um die Querachse unzureichend.

Nach Festlegung der Flettner sind die Ruderkräfte in ihrer Grösse ungefähr so wie die des Normal-Leitwerks.

 

Augsburg, den 29.1.43
FEP/We/He

Erprobungsleiter
Caroli
Flugbetriebsltg.V.:
Baur
Flugzeugführer
Wendel

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -11- Ausfertigung
 
Abschrift FBH/Dei.
 
Flugbericht Nr.880/271
Flugzeugführer
W e n d e l

BF 109, W.Nr.14003, VJ + WC

Aufgabe:
Erprobung des V-Leitwerks insbesondere im Kunstflug.

Zustand des Flugzeuges:
S = 23% V-Leitwerk mit festgelegten Flettnern Querruder mit Weggesteuerten Flettnern.

Ergebnis:
Das Flugzeug unterscheidet sich in Bezug auf Ruderwirksamkeit im Kunstflug nicht von der normalen BF 109. Lediglich die mangelnde Stabilität macht sich bei manchen Flugfiguren unangenehm bemerkbar.

Die Seiten- und Querruderkräfte sind jetzt in Ordnung und gut aufeinander abgestimmt. Die Höhenruderkräfte sind etwas zu gross.

Dreipunktlandung war mit einer Flossenstellung -1° möglich.

 

Augsburg, den .2.43
FEP/We/He.

Erprobungsleiter
Caroli
Flugbetriebsltg.V.:
Baur
Flugzeugführer
Wendel

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 

Bericht Nr 109 08 E 43 Datum 5.5.43 Blatt -12- Ausfertigung
 
Abschrift FBH/Dei.
 
Flugbericht Nr.893/273
Flugzeugführer
B a u r

BF 109, W.Nr.14003, VJ + WC

Aufgabe:
Erprobung des V-Leitwerks; Messung der Rollzeiten; 3 Punktlandungen.

Ergebnis:
Bei einer Schwerpunktlage von 18% sind mit Flossenstellung Null gerade noch 3 Punktlandungen möglich. Es wurden, nachdem das Flugzeug Querruder mit Flettner erhalten hatte, Rollen geflogen und dabei die Drehzeiten gemessen. Die Drehzeit für eine ganze Rolle waren im besten Fall knapp 4 sec. Bei einem Flugzeug mit normalem Querruder ohne Flettner waren die besten Drehzeiten für eine Rolle 4,5 sec.
Zum V-Leitwerk ist noch folgendes zu sagen: Beim Start und kurz nach dem Abheben fällt das linksdrehende Rollmoment auf, das durch vollen Seitenruderausschlag rechts hervorgerufen wird. Zum Gegensteuern dieses Rollmoments ist nach dem Abheben der halbe Querruderausschlag rechts erforderlich.

Im Flug zeigt sich bei Ruderstellungen, die grosse Höhen- und Seitenruderausschläge erfordern, dass infolge der Überlagerung zu wenig Ruderausschlag erreicht wird. Beispielsweise kann im Gleitflug mit ausgefahrenen Klappen nicht mit vollem Seitenruderausschlag geslipt werden, da die Höhenruderwirkung dabei zum Aufrichten des Flugzeuges nicht ausreicht.

Vermerk: (nachtr.) H. Caroli, welche Flossenstellung? Kann durch Verziehen des Bereiches die zulässige Schwerpunktlage vergrössert werden ? gez. Mtt. H.

 

Prof.Mtt. Flossenstellung ebenfalls 0°, da man mit derselben Flossenstellung slippt, mit der man landet. gez. Caroli

 

Mit den zurzeit eingebauten Flossenstellungen (bis -5°) kann man noch weiter vorn liegende S-Lagen (min. 14%) beherrschen, dann wird aber wie bei Me 109 die Ruderkraft im Kurvenkampf unangenehm gross.
Nach Angabe v.Herrn Wendel slippt 109-V-Leitwerk und 109-Normalbohrer etwa mit gleichen Eigenschaften. gez. 13.03.43 Caroli

 

Augsburg, den 26.2.43
FEP/Br/He.

Erprobungsleiter:
i.V. Wöckner
Flugbetriebsltg.V.:
Baur

 

Messerschmitt AG Flugerprobung Gruppe Eigenschaften Bearbeiter Kalinowski

 


 

Messerschmitt AG
Augsburg
Geschwindigkeitsunterschied zwischen
V- und Normalleitwerk an Me 109 G.
Versuchs-Bericht
Nr. 109 04 L 45
Abt. Flugerprobung
Gruppe
Leistungen
Datum 22.3.43
Ausfertigung 3

 

Anlass:
Es sollte der Einfluss des V-Leitwerkes auf die Geschwindigkeit erflogen werden.

Versuchsdurchführung:
Je 2 Stoppflüge mit V- und Normalleitwerk in Bodennähe durch jeweils 2 verschiedene Flugzeugführer.

Ergebnis:
Die Stoppflüge ergaben die in nachstehender Tabelle aufgeführten Werte:

E = 620, B = 706 m Hg, t = +2°
r = 1,191 kg/m³, n = 2600 U/min, p = 1,30 ata.

Alle Flüge umgerechnet auf die Werte des ersten Fluges. Sie sind nur untereinander vergleichbar, dürfen also NICHT zu Rechnungen herangezogen werden.

Flugzeug:
Me 109 G W.Nr. 14003 VJ + WC.

Motor:
DB 605 A/1 W.Nr. 76172.

Luftschraube:
3-flg. VDM-Verstell-Luftschraube D = 3,0 m; Blattbaumuster 9-12087.10.

Zustand des Flugzeuges:
Bei den Flügen 1 und 2 V-Leitwerk (A.Z.17922), Flüge 3 und 4 mit Normalleitwerk. Kühlerklappen bei allen 4 Flügen geschlossen.
Flügelthermometer. Kühlwasser 85 - 90°C.
Anstrich: Normaler Serienanstrich.
Antenne: Nur Mast.
Fahrwerk, Sporn: Fahrwerk ein, Sporn aus.
Ölkühlerklappe: thermoelektrisch gesteuert.

 

Sachbearbeiter
Reichel
Baur

Flugzeugführer
Schmid L.
Lindner

SeitenText 1

Kurvenblätter -

Tabellenblätter -

Bildtafeln -

Auftragsnummer 109 02 135

Laufende Nr. 1110

Erprobungsträger 109 G.

Erprobungszeit 2.-18.3.43