| Als die Buchon WNr. 194 ihren Propeller verlor
... bin durch Zufall im Internet auf das Flugzeugforum gestoßen und habe nun beim Stöbern deinen Artikel entdeckt. Jetzt bin ich platt; …. nach fast 35 Jahren auf einen jener Piloten zu stoßen, denen ich am 20. April 1978 einen Großen Schrecken eingejagt hatte.
Ich bin derjenige, der in der Me-109 beim Rollen saß und dann den Propeller „verlor“. Nun habe ich endlich Gelegenheit, mich bei dir (euch) für den Adrenalin-Stoß zu entschuldigen!
Was war damals passiert;
Wir, das Team von Cross-Servicing, hatten uns alle auf das Richthofentreffen gefreut. Wir hatten die 109 gründlich inspiziert, Tage vorher auch einige Standläufe absolvier und auch Rollübungen durchgeführt. Es sollte ja alles auf der sicheren Seite sein. Wurden ja etliche Besucher erwartet und da darf nichts schief gehen. Nichts Ungewöhnliches fiel uns an der Me-109 auf. Kein Oil- / Fuel Leak, keine Probleme beim Warm-up oder Rollen. Breaks OK, kurz es schien alles in Ordnung. ( Dachten wir)
Der 20. April kam, wir machten die 109 klar, zogen sie aus Sicherheitsgründen zum späteren Anlassen auf den Platz neben der Sportfluggruppen Baracke. Dort wurde dann nachgetankt, nochmals ein Rundum-Check gemacht und ich wartete auf das Zeichen zum Anlassen. Ausgemacht war, das ich von dort über den Taxiway Rolle, auf dem Platz vor den Hallen von Cross-Servicing eine Schleife drehe und die 109 dann dort abstelle.
Ich sollte dann aber doch erst auf die Last-Chance Platte rollen und dort warten, weil von Cross –Servicing eine Maschine raus sollte. Rollte also dorthin weiter. Beim Einbiegen sah ich dort schon (euch) stehen; zwei Phantoms und eine F-15. Also lieber ein wenig Abstand halten von euch mit den laufenden Engines, wusste ja nicht, wie ihr von dort wegrollen wolltet.
So bewegte ich mich auf äußerste Ecke dort hin. Drehte mich mit Blickwinkel zu euren Maschinen, bremste ab und plötzlich heulte der Rolls Royce Merlin der 109 auf und die ganze Maschine schüttelte sich derart dass ich schon glaubte, mein Fahrwerk bricht ab. Aus dem Augenwinkel sah ich etwas über den Erdwall fliegen. Hatte in diesem Moment noch nicht realisiert, das es mein eigener Propeller war der sich dorthin verabschiedete. Ich nahm sofort Gas zurück, schloss den Brandhahn, Ignition Switch auf Off, Kabinenhaube auf und sofort raus waren meine ersten Gedanken. Totenstille im Cockpit, erst beim Aussteigen jetzt bemerkte ich das mein Prop. fehlte.
Jetzt wusste ich was ich aus den Augenwinkeln sah,.. wo zum Teufel ist mein Propeller abgeblieben? Bin sofort den Erdwall hochgehechtet, eure Maschinen stehen noch in einem Stück, war dahinter nicht eben noch ein Wachmann mit seinem Hund? Hatte es die beiden vielleicht mit dem Propeller erschlagen? Meine Angst in diesem Augenblick war riesig. Zum Glück war allen nichts passiert. Da kamen auch schon die ersten vom Team Cross-Servicing angerannt, hatten ja alles mitbekommen. Wir konnten uns das alle nicht erklären.
Tage später, es erfolgte natürlich eine Untersuchung des Vorfalles, fanden wir die Ursache; der Splint, der die Propeller-Mutter auf der Motorwelle sicherte, war gebrochen. Durch das gegenläufige Drehmoment beim Gas-wegnehmen löste sich die Propellermutter immer ein Stückchen mehr, bis sie schließlich mit dem kompletten Spinner u. Propeller abfiel.
( Die Mutter habe ich noch heute auf meinem Schreibtisch als Andenken.) Es hatte zum Glück für mich kein Nachspiel, aber die Me-109 wurde danach nie wieder bewegt. Sie wurde für etliche Zeit vor der Baracke der Sportfluggruppe abgestellt. Ohne Propeller. Ein Unrühmliches Ende für das Flugzeug.
Am 30.Juni 1978 Endete meine Dienstzeit beim JG-71 R. Wie wir alle wissen, haben sich fleißige Hände dann doch noch der Bouchon´ angenommen und sie zu der tollen ME-109 umgerüstet, wie sie heute am Standort zu bewundern ist.
Ein wenig traurig bin ich schon; es war ein tolles Gefühl die 109 zu rollen und dem RR zu hören.
Mit Fliegergruß,
Horst
[28.12.2012 - Quelle Flugzeugforum.de - Mit freundlicher Genehmigung von Horst] |
Als die Buchon WNr. 194 ihren Propeller verlor
